Dieses Kapital kommt z. B. von institutionellen Anlegern, Family Offices oder Plattformen wie Exporo. Der branchenweit anerkannte Mezzanine Kapital Report der FAP Group für das Jahr 2023 zeigt, dass Mezzanine-Kapitalgeber aufgrund notgedrungen zurückhaltender Banken gerade in der Immobilienbranche noch mehr an Bedeutung gewinnen. Übrigens: In den USA ist die Zurückhaltung der Banken aufgrund der stärkeren Bankenregulierung noch größer, sodass der Anteil alternativer Finanzierungen deutlich größer ist. Aktuell sind hierzulande Vorhaben erneuerbarer Energien und Immobilienprojekte mit belastbaren Cashflows unter alternativen Kapitalgebern gern gesehen und stark nachgefragt. Als einer der größten Mezzanine-Kapitalgeber Deutschlands passt sich auch Exporo den Marktgegebenheiten an. Wir haben mit Sebastian Erning, Head of Contract & Strategic Partnerships bei Exporo, zum Thema Mezzanine-Finanzierung gesprochen.
Herr Erning, als Einstieg ins Thema würden wir gerne einmal einordnen: Was ist Mezzanine-Finanzierung eigentlich und wie unterscheidet es sich von anderen Finanzierungsformen?
Sebastian Erning: Mezzanine-Kapital hat sowohl Elemente von Eigen- als auch Fremdkapital und dient der Eigenkapital-Ergänzung. Banken können aufgrund unterschiedlicher Vorgaben nur einen bestimmten Teil eines Projekts erneuerbarer Energien oder Immobilien mit Fremdkapital begleiten. Der restliche Anteil ist aus Eigenkapital - oder bspw. Mezzanine-Kapital zu begleichen. Mezzanine-Finanzierungen haben sich seit Jahrzehnten etabliert. Insbesondere institutionelle Anleger (Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke) sowie wohlhabende Kapitalgeber wie Family Offices (Oetker, Otto, Jacobs, Hertz und Quandt, etc.) praktizieren professionelle Mezzanine-Finanzierungen seit Jahrzehnten und profitieren in lukrativer Form von unterschiedlichen Märkten, wie erneuerbaren Energien oder Immobilien.
Welche Formen von Mezzanine-Finanzierung gibt es und welche bietet Exporo an?
Sebastian Erning: Es gibt verschiedene Formen von Mezzanine-Finanzierungen: stille Beteiligungen, partiarische Darlehen, Nachrangdarlehen, Genussrechte, aber auch Wertpapiere. Letztlich ist die Form der Mezzanine-Finanzierung nicht entscheidend, sondern wie eine Mezzanine-Finanzierung rechtlich strukturiert wird. Grundsätzlich wird Mezzanine-Kapital bei der Rückzahlung vor etwaigen Gewinnansprüchen und vor dem Eigenkapital des Darlehensnehmers bedient, jedoch erst nach dem erstrangigen Fremdkapital (bspw. Bank-Kapital) und häufig erst nach allen übrigen Gläubigern eines Darlehensnehmers (bspw. Forderungen von Handwerkern, Dienstleistern, etc.). Bei Exporo achten wir in der rechtlichen Strukturierung darauf, dass das Kapital in die Sphäre des Darlehensnehmers so ausgestaltet ist, dass der Darlehensnehmer nach der Bank direkt die Exporo Finanzierung ablösen muss.
Für wen eignet sich eine Mezzanine-Finanzierung?
Sebastian Erning: Mezzanine-Finanzierungen sind bereits seit langer Zeit im Immobilienbereich etabliert und werden zunehmend auch im Bereich von erneuerbaren Energien und Infrastrukturinvestitionen eingesetzt. Grundsätzlich eignen sich Mezzanine-Finanzierungen für die meisten Projektentwickler, sowohl von Projekten erneuerbarer Energien oder Immobilien. Denn Projektentwickler sind Wirtschaftsunternehmen und haben ein Interesse daran, ihren Gewinn zu steigern. Der Gewinn drückt sich in der Regel in einer Marge aus, welche wiederum maßgeblich von der Höhe des umgesetzten Projektvolumens abhängt. Je höher das Projektvolumen, desto höher kalkulatorisch der absolute Gewinn eines Projektentwicklers.
Durch Mezzanine-Kapital kann ein Projektentwickler sein Eigenkapital ergänzen, mehr Fremdkapital aufnehmen und somit größeres Projektvolumen umsetzen. Folglich kann der Projektentwickler kalkulatorisch seine Einnahmen und seinen Gewinn steigern. Ein weiterer Effekt ist, dass er sein Kapital diversifiziert auf mehrere Projekte aufteilen kann und somit sein Risiko streuen kann.
Ein Beispiel: Ein Projektentwickler hat 3 Millionen Euro Eigenkapital und wir gehen davon aus, dass Kreditinstitute maximal 70 % der Gesamtinvestitionskosten eines Projekts finanzieren können. Die Gewinnmarge beträgt 15 %.
Ohne Mezzanine:
- 70 % finanziert die Bank, somit müssen die 3 Mio. Euro 30 % der Gesamtinvestitionskosten abdecken.
- Im Ergebnis kann ein Projektvolumen in Höhe von 10 Mio. Euro umgesetzt werden.
- Der Gewinn beträgt 1,5 Mio. Euro (15 % auf 10 Mio. Euro).
Mit Mezzanine-Kapital in Höhe von 6 Mio. Euro:
- 70 % finanziert die Bank, somit müssen die 9 Mio. Euro Eigen- und Mezzanine-Kapital die restlichen 30 % der Gesamtinvestitionskosten abdecken.
- Im Ergebnis kann ein Projektvolumen von 30 Mio. Euro umgesetzt werden.
- Der Gewinn beträgt 4,5 Mio. Euro vor Mezzanine-Kosten (15 % auf 30 Mio. Euro) bzw. etwa 3,5 Mio. Euro nach Mezzanine-Kosten.
Im Ergebnis kann der Projektentwickler den Gewinn für sein Vorhaben im Bereich Erneuerbarer Energien oder Immobilien mit dem gleichen Eigenkapital-Einsatz, ergänzt durch Mezzanine-Kapital, mehr als verdoppeln.
Alternativ ermöglicht Mezzanine-Kapital es Projektentwicklern, einen Teil des Eigenkapitals zu schonen, um nach neuen Opportunitäten Ausschau zu halten und diese zügig nutzen zu können. Diese Flexibilität ist in den heutigen Zeiten sehr wertvoll, um Möglichkeiten beim Schopfe zu packen, da Bearbeitungszeiten bei Kapitalgebern stark zugenommen haben.