Was zeichnet die FIRE Bewegung aus?
- Minimalistisches Leben und Sparsamkeit: Shopping, teure Urlaube oder Restaurantbesuche sind tabu.
- Überdurchschnittliche Spar- und Investmentsummen: Der Großteil, z. T. bis zu 75 % des Einkommens, werden gespart und angelegt. Eine Rendite von jährlich 4 % muss ausreichen, um laufende Ausgaben zu decken.
- Kritiker der Methode bemängeln, dass dieses Konzept nur für Menschen mit hohem Einkommen realistisch ist. Zudem kann der Markt volatil sein, was Gewinne und die geplante Frührente beeinträchtigen kann.
Was zeichnet die FIRE Bewegung aus?
- Minimalistisches Leben und Sparsamkeit: Shopping, teure Urlaube oder Restaurantbesuche sind tabu.
- Überdurchschnittliche Spar- und Investmentsummen: Der Großteil, z. T. bis zu 75 % des Einkommens, werden gespart und angelegt. Eine Rendite von jährlich 4 % muss ausreichen, um laufende Ausgaben zu decken.
- Kritiker der Methode bemängeln, dass dieses Konzept nur für Menschen mit hohem Einkommen realistisch ist. Zudem kann der Markt volatil sein, was Gewinne und die geplante Frührente beeinträchtigen kann.
Der Traum von finanzieller Unabhängigkeit
Die Abkürzung FIRE steht für „Financial Independence, Retire Early“, was ins Deutsche übersetzt bedeutet: Finanzielle Unabhängigkeit, vorzeitig in den Ruhestand gehen. Entstanden ist die Idee in den 1990ern in den USA durch das Buch „Your Money or Your Life: Nine Steps to Transforming Your Relationship with Money and Achieving Financial Independence“ von Vicki Robin und Joe Dominguez. Die Vorgeschichte, die Wikipedia über das inzwischen zum Bestseller avancierte Buch berichtet, ist höchst interessant: Robin, 1945 in Oklahoma geboren, versuchte sich in ihren frühen Zwanzigern als Schauspielerin in diversen Vorabendserien, war jedoch schnell frustriert von diesem Job. Statt weiter zu arbeiten, reiste sie - dank eines üppigen Schecks ihrer Großmutter über 20.000 Dollar - für mehrere Monate durch die USA und Mexiko, wo sie Joe Dominguez traf, einen ehemaligen Finanzanalysten von der Wall Street, der mit nur 31 Jahren finanziell bereits so gut gestellt war, dass er es sich leisten konnte, im Ruhestand zu sein. Gemeinsam überlegten sie, wie auch Robin es anstellt, nie mehr arbeiten zu müssen, trotzdem finanziell unabhängig zu sein und die gewonnene Lebenszeit dafür zu nutzen, sich für die Umwelt zu engagieren und karitative Projekte zu unterstützen. Auf großem Fuß zu leben, kam da nicht in Frage, was ohnehin nicht ihr Ding war. Zudem legte sie den größten Teil ihres Geldes lukrativ an, damit sie aus den Erträgen die laufenden Kosten bestreiten konnte. Aus den Erfahrungen, vor allem im Umgang mit Geld und Geldanlagen, machten die beiden besagten Topseller, der 1992 in den USA erschien und unter dem Titel „Mehr Geld für mehr Leben: Wie Sie in neun Schritten Ihre Beziehung zum Finanziellen ändern - und früher in Rente gehen können“ auch hierzulande ein Verkaufsschlager ist. Soweit ein Blick zurück.
Weniger ist mehr
Inzwischen ist daraus die FIRE-Bewegung entstanden. Im Alltag deren Anhänger ist Sparsamkeit oberstes Gebot. Dementsprechend minimalistisch ist der Lebensstil von FIRE-Bewegten. Shoppen gehen, kostspielige Urlaubsreisen, teure Restaurantbesuche - ist alles tabu. Stattdessen wird mit Bedacht konsumiert. Der rigorose Verzicht stellt keine Einschränkung für sie dar, sondern wird bewusst für das höhere Ziel in Kauf genommen, möglichst früh in Rente gehen zu können. Davon tangiert ist auch die Vorstellung von Wohnen und Besitzen. Zwar ist der Trend zum Wohnen im Tiny House und zum Teilen von Dingen nicht explizit von der FIRE-Bewegung inspiriert, geht aber in dieselbe Richtung: Wer sich von Überflüssigem trennt, hat mehr vom Leben. Beispielhaft für dieses Motto ist etwa der Lebensstil des Amerikaners Michael Kelly Sutton, der „2010 zum "Cult of Less“ aufrief, der sich von materiellem Besitz abkoppelt. Die Idee des damals 23-jährigen Softwareingenieurs beruht auf der Erfahrung, dass er sich, nachdem er von einer längeren Weltreise zurückgekehrt war, kaum noch an die Dinge erinnerte, die er bei Freunden eingelagert hatte. Sein Fazit: So wichtig konnten die Sachen nicht sein. Warum sich also nicht grundsätzlich von ihnen trennen und dafür mobil sein, reisen können, befreit von Dingen, deren Nutzung, Lebensdauer und Umweltverträglichkeit ohnehin fragwürdig ist? Bis auf einige Kleidungsstücke, Bett und Schrank reduzierte er seine gesamte Habe. Alles Wichtige befand sich in seinem Laptop. Auch wenn das „Projekt“, wie Sutton seine Trennung von Überflüssigem bezeichnet, inzwischen beendet ist und er mit „Freundin und Waffeleisen“ in San Francisco relativ konventionell lebt, hat er viele Menschen angeregt, es ihm gleich oder ähnlich zu tun.