Herr Schütt, was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile von Impact Investment?
Tobias Schütt: Unter Impact Investing versteht man einen Ansatz, beim Investieren neben einer finanziellen Rendite auch eine ökologische oder soziale Wirkung (Impact) zu erzielen. Das an sich empfinde ich allein genommen als großen Vorteil von Impact Investing – es geht um mehr als eine reine Kapitalrendite. Darüber hinaus gibt es für mich drei weitere Vorteile: Risikodiversifikation, Marktchancen und langfristige Stabilität. Mit Risikodiversifikation ist gemeint, dass insbesondere solche Anleger, die bereits in andere Produkte, Branchen, Unternehmen usw. investiert haben, mit Impact Investments ihr Portfolio diversifizieren können. In den Bereichen Bildung und Gesundheitswesen, gerade aber im Bereich der Erneuerbaren Energien gibt es zur Zeit viele Innovationen, die Investitionschancen darstellen. Und vor allem Bereich der Erneuerbaren Energien zeichnen sich viele Investitionsmöglichkeiten durch langfristige Stabilität aus: Denken Sie an einen Solarpark, der über mehr als 20 Jahre Strom produziert, dabei wenig fehleranfällig ist und in der Regel auch eine Abnahmegarantie und einen festen Preis für den produzierten Strom hat.
Wie erfolgt eine Wirkungsmessung bei Impact Investments?
Tobias Schütt: Eine Wirkungsmessung erfolgt ähnlich bei klassischen Investments, nur dass es neben einem Kapitalrendite-Ziel auch weitere Ziele gibt. Diese Ziele sollten eindeutig formuliert und messbar sein. Bei der Festlegung der Ziele im sozialen oder ökologischen Bereich kann man sich an verschiedenen Standards orientieren. Mir persönlich gefällt die Klassifizierung der UN Nachhaltige Entwicklungsziele – diese Ziele sind die Leitplanken für eine nachhaltige, gesellschaftliche Entwicklung auf Basis des heutigen Wissens. Ziele sind beispielsweise keine Armut, kein Hunger, qualitativ hochwertige Bildung, um nur einige der 17 Ziele zu nennen. Hier gibt es meiner Meinung nach viele Anregungen für geeignete nicht-monetäre Ziele. Eine Ergänzung noch: Für den Bereich Umwelteinfluss hat sich bereits eine Kennzahl etabliert, die uns in verschiedenen Bereichen des Lebens begegnet: der vermiedene CO2 Ausstoß – sicherlich eine sehr wichtige Kennzahl zur Bewertung des Umwelteinflusses. Bei längerfristigen Investments ist es wichtig, dass die Zielerreichung regelmäßig kontrolliert und an die Investoren kommuniziert wird.
Worauf müssen Anleger besonders achten, wenn Sie Impact Investing betreiben wollen?
Tobias Schütt: Ich sehe hier vier wichtige Punkte: Der Erste ist die klare Ausrichtung der Ziele. Eine getätigte Investition im Bereich Impact Investing sollte mit den persönlichen Werten und Zielen übereinstimmen, so hat man Freude an dem Investment und ärgert sich nicht, dass man in etwas „Falsches“ investiert hat. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Due Diligence: Wie bei jeder Kapitalanlage sollte die Investitionsmöglichkeit gründlich geprüft werden. Dritter Aspekt ist die Diversifikation: Wie bereits geschildert, bietet Impact Investing das Potenzial der Diversifikation. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass ein Klumpenrisiko entstehen kann, wenn ein Anleger ausschließlich im Bereich Impact Investing tätig ist. Und letzter Punkt ist für mich die langfristige Perspektive: Gerade Investitionen in „Assets“, also beispielsweise Solarparks oder Windparks oder auch Immobilien im Bereich Gesundheit oder Soziales sind langfristig angelegte Investments.
Sollte jeder Anleger sein Portfolio mit Impact Investment anreichern?
Tobias Schütt: Dies hängt von den individuellen Zielen, der Risikotoleranz und den finanziellen Bedingungen des Anlegers ab. Nicht jeder Anleger mag sich für Impact Investing interessieren oder es passend finden. Mit der gesellschaftlichen Verantwortung, die wir alle tragen, finde ich persönlich jedoch, dass Impact Investments Teil der eigenen Anlagestrategie sein sollten. Bei mir persönlich ist das auf jeden Fall so.
Hätten Sie ein paar konkrete Beispiele für Impact Investments?
Tobias Schütt: Sehr gern. Die sogenannten „Green Bonds“ beziehungsweise “Grüne Anleihen” sind Anleihen zur Finanzierung von Projekten in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder auch Wasseraufbereitung/-entsalzung. Ein weiteres Beispiel sind soziale Unternehmensanleihen: Hierunter versteht man Anleihen, die von Organisationen ausgegeben werden, die soziale Ziele verfolgen. Mikrofinanzierung ist ebenfalls ein Beispiel für Impact Investment: Hierbei handelt es sich um die Bereitstellung von Kapital für Personen – oft Unternehmer – in Entwicklungsländern. Häufig sind dies sehr kleine Einzelbeträge, die eine große Wirkung erzielen können, daher der Name Mikrofinanzierung. Und zum Schluss: Fonds und ETFs: Eine Vielzahl von Investmenthäusern hat ETFs und Fonds im Programm, die für den Privatanleger zeichenbar sind. Die Titel sind teilweise sehr breit angelegt (bspw. „Cleantech“) und teilweise sehr spitz zugeschnitten.
Wie ist Impact Investment einzuordnen innerhalb der vielen Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren, z. B. dem Investieren nach ESG-Kriterien?
Tobias Schütt: Impact Investing konzentriert sich stärker auf die Erzielung messbarer sozialer und ökologischer Auswirkungen neben finanziellen Renditen. Bei ESG-Investments (Environmental, Social, Governance) wird die Dimension Unternehmensführungsfaktoren ergänzt. Außerdem ist es meiner Auffassung nach so, dass bei Impact Investing das Erreichen von nicht-finanziellen Zielen eine deutlich größere Rolle spielt als bei ESG-Investments; hier geht es weiterhin hauptsächlich um Kapitalrenditen, wobei gleichzeitig Minimum-Standards in anderen Bereichen eingehalten werden müssen.
Was wird innerhalb der Anlagemöglichkeit “Impact Investing” Ihrer Meinung nach der nächste große Trend?
Tobias Schütt: Ganz ohne Zweifel ist der nächste Megatrend klimabezogene Investitionen, insbesondere in Technologien und Assets zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Das Interessante bei diesem Trend ist, dass Faktoren wie gesellschaftliche Akzeptanz und Relevanz, politischer Wille und vorhandene Kapitalvermögen zusammenfallen, um in Summe sehr viele und sehr große Investitionen in diesem Bereich zu ermöglichen. Das soll übrigens nicht heißen, dass nicht auch Investitionen im sozialen Bereich, im Bildungsbereich und im Bereich der Armutsbekämpfung interessant sein können – auch hier werden wir zukünftig deutlich mehr Aktivität von „privatem Kapital“ haben, als es in der Vergangenheit der Fall war.
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