Die EU-Taxonomie ist ein solides, wissenschaftsbasiertes Transparenzinstrument für Unternehmen und Investoren. So werden Anleger bei Investitionen in Projekte und Wirtschaftstätigkeiten, die sich deutlich positiv auf Klima und Umwelt auswirken, künftig von der gleichen Grundlage ausgehen können. Darüber hinaus werden Offenlegungspflichten für Unternehmen und Finanzmarktteilnehmer festgelegt.
Quelle: EU Kommission
Die EU-Taxonomie ist ein solides, wissenschaftsbasiertes Transparenzinstrument für Unternehmen und Investoren. So werden Anleger bei Investitionen in Projekte und Wirtschaftstätigkeiten, die sich deutlich positiv auf Klima und Umwelt auswirken, künftig von der gleichen Grundlage ausgehen können. Darüber hinaus werden Offenlegungspflichten für Unternehmen und Finanzmarktteilnehmer festgelegt.
Quelle: EU Kommission
Nachhaltigkeit spielt im Bereich Kapitalanlage eine immer größere Rolle. Dies hat vielfältige Gründe – zum einen aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben, die künftig verpflichtende Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen vorsehen. Zum anderen achten Privatkunden bei ihrer Geldanlage zunehmend auf die Werte der Unternehmen, die hinter den Investmentmöglichkeiten stehen.1
Über alle Generationen hinweg steigt bei Verbraucherinnen und Verbrauchern das Bedürfnis, Finanzprodukte zu nutzen, die Transparenz bezüglich ihrer Umwelt- und Sozialbilanz zeigen. Es gibt also ein gesteigertes öffentliches Interesse an den ökologischen und sozialen Auswirkungen unternehmerischen Handelns, aber auch Unternehmen selbst möchten vor dem Hintergrund aktueller ökologischer und geopolitischer Entwicklungen zunehmend gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dies spiegelt sich am Markt wider, der einer gesetzlichen Regulierung durch das geänderte Investmentverhalten der Kunden teilweise bereits voraus ist und verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit setzt.2
Diese Aspekte machen die Einhaltung von ESG-Kritieren (Environment, Social und Governance) zu einem wichtigen Faktor für die zukünftige Entwicklung der Finanzbranche1, der gleichzeitig attraktive neue Märkte und Dienstleistungen in diesem Bereich entstehen lässt.2
Allein in Deutschland stieg die Summe, die in Anlageprodukte nach ESG-Kriterien floss, von 200,6 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf 336,6 Mrd. Euro im Jahr 2021.3
Was ist ESG?
Bei den ESG-Kriterien handelt es sich um drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Environment (Umwelt), Social (soziale Aspekte) und Governance (Unternehmensführung).
Environment:
Dieses Kriterium betrachtet den Einfluss eines Unternehmens auf die Umwelt - z. B. durch Treibhausemissionen, den Verbrauch von Ressourcen und Energieeffizienz. Besonders mit Hinblick auf die Klimakrise kann dieser Pfeiler der ESG-Kriterien einen hohen Impact haben. Eine Studie von McKinsey4 aus dem Jahr 2020 prognostiziert, dass der Klimawandel Millionen von Menschenleben und Billionen von Dollar an Wirtschaftskraft sowie das Naturkapital der Welt langfristig gefährden wird. Auch laut dem Risikobericht des Weltwirtschaftsforum Davos (WEF)5 sind die drei größten Risiken der kommenden zehn Jahre im Bereich Umwelt angesiedelt: Extremwetterereignisse, Klimaschutzversagen und der Verlust von Biodiversität. Eine Einhaltung von umweltbezogenen Kriterien kann Finanzdienstleistern, die diese umsetzen, also eine zunehmende Bedeutung am Finanzmarkt verschaffen.
Social:
Dieser Bereich befasst sich mit den sozialen Auswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft, aber auch mit sozialen Aspekten im Unternehmen selbst. An oberster Stelle steht dabei die Einhaltung von Menschenrechten und die Achtung der Menschenwürde in der gesamten Wertschöpfungskette, z. B. durch ein Verbot von Kinderarbeit, gesellschaftliches Engagement und auch durch einen fairen Umgang mit Kundinnen und Kunden.
Governance:
Dieser Begriff umfasst die verantwortungsvolle Unternehmensführung und -kontrolle. Dabei spielen Aspekte wie Transparenz, Integrität, unternehmenseigene Richtlinien bezüglich Korruption und Ethik eine Rolle. Die Einhaltung dieser Kriterien soll sicherstellen, dass ein Unternehmen verantwortungsvoll und effektiv und zum Wohle aller seiner Stakeholder geführt wird.
In unserem Blogbeitrag zu ESG-Kriterien erfahren Sie mehr zu den drei ESG-Faktoren und finden Beispiele für Maßnahmen, die unter die ESG-Kriterien fallen.
Bei den ESG-Kriterien spielt das Umfeld bzw. die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, eine entscheidende Rolle für die Gewichtung der Kriterien durch das Unternehmen. Im Energiesektor hat z. B. das Umweltmanagement oder die Einhaltung von Umweltrichtlinien eine höhere Priorität als in der Dienstleistungsbranche. Hier stehen eher Kriterien wie z. B. Produkthaftung, Humankapital oder die Einhaltung von Richtlinien zur Chancengleichheit im Vordergrund.7
Die Geschichte und Regulatorik hinter ESG
Das Thema ESG fand in den 1960er Jahren seinen Anfang, als Anleger begannen, nicht mehr in Aktien oder Unternehmen zu investieren, die sie als moralisch verwerflich empfanden - die Geburtsstunde des sozial verantwortlichen Investierens (SRI).8
Nahezu ein halbes Jahrhundert später wurde dann im Jahr 2006 mit der Investoreninitiative PRI der Vereinten Nationen (UN Principles for Responsible Investment) der Grundstein für die heutigen ESG-Kriterien gelegt8. Die Unterzeichner dieses Prinzipienkatalogs, zu denen im Jahr 2022 bereits mehr als 5000 Unternehmen zählen, die eine Gesamtsumme von 121 Billionen US-Dollar verwalten9, verpflichten sich darauf, im Investmentprozess u. a. Kriterien wie das Berücksichtigen von ESG-Faktoren bei Investmententscheidungen, Transparenz bei ESG-Themen und Berichterstattung zu den festgelegten Prinzipien zu gewährleisten.10
Seitdem wurden innerhalb der EU neue Nachhaltigkeitsregeln geschaffen, die einen einheitlichen Rahmen für Unternehmen, Organisationen und Politik geben sollen.
2015 wurden in einem nächsten Schritt im Rahmen der Agenda 2030 bei der UNO Generalversammlung zudem 17 Sustainable Development Goals festgelegt, denen sich Unternehmen und Organisationen freiwillig verpflichten können11. In Deutschland werden diese Ziele im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt12 und zahlen u. a. darauf ein, den Klimaschutz auszubauen, Armut und Hunger zu bekämpfen und nachhaltige Produktion zu fördern.11
Als großer Meilenstein kann der 2020 beschlossene EU Green Deal gesehen werden, der es zum Ziel hat, Europa als ersten Kontinent weltweit bis 2050 zur Klimaneutralität zu führen. Zu diesem milliardenschweren Zukunftsplan der EU gehören mehrere rechtliche Vorgaben, die ESG-Investments für Unternehmen und Organisationen vereinfachen sollen:
EU-Taxonomie: Dieser Rahmen gilt als das Kernstück für die Umsetzung der Ziele innerhalb des Green Deals und soll eine Vereinheitlichung der Bewertung von ESG-Kriterien schaffen. Innerhalb der Taxonomie sind sechs Umweltziele definiert, deren Umsetzung zwischen April 2021 und Januar 2023 vorgesehen war, wobei die wichtigsten beiden der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sind.11 In der EU-Taxonomie-Verordnung ist zudem ein Mindestschutz für ökologische Nachhaltigkeit verankert, um zu verhindern, dass Unternehmen bei der Verfolgung einzelner Umweltziele soziale Aspekte oder verantwortungsvolle Unternehmensführung nicht berücksichtigen. Dem Mindestschutz liegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sowie die Leitprinzipien der UN für Menschenrechte und Wirtschaft zugrunde. Dazu zählt z. B. die Bekämpfung von Korruption, Steuervorgaben einzuhalten und Regularien zu fairem Wettbewerb einzuhalten.14