Investmententscheidungen werden nicht von heute auf morgen getroffen. Vielmehr gibt es mehrere Phasen bis die Investitionsentscheidung getroffen werden kann. Eine enorme Bedeutung hat hierbei die Vorbereitungsphase. Der Investor muss sich darüber klar werden, was er mit seinem Geld erreichen will, wie also seine Finanzplanung aussieht. Er muss zunächst seinen individuellen Finanzbedarf analysieren und sich danach Fragen zur Anlage und ihren Kriterien stellen.
In der Analyse ist der Finanzbedarf zu errechnen, der beispielsweise für den Ruhestand oder für Investitionen erforderlich ist. Sie beginnt mit einer Bestandsaufnahme des vorhandenen Eigentums.
Grundlage der Bedarfsanalyse ist die Ermittlung der freien Liquidität aufgrund der monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Wichtige Einnahmepositionen sind Lohn, Gehalt, Rente, Unterhalt und Kindergeld. Zu beachten ist, dass nur sichere und langfristige Einkommensarten und die Nettobeträge berücksichtigt werden. Auf der Ausgabenseite sind alle regelmäßigen monatlichen Kosten einzurechnen, beispielsweise Miete, Lebenshaltungskosten, Kredit- und Leasingraten, Versicherungs-, Vereins- und Sparbeiträge, Unterhalt, Hausgebühren, Energie-, Telefon- und Fahrtkosten. Bei den Ausgaben dürfen Entgelte, die unregelmäßig anfallen, zum Beispiel für Urlaubsreisen oder Geschenke, nicht vergessen werden. Aus der Summe, die jeden Monat übrig bleibt, muss eine liquide Reserve für Notfälle gebildet werden. Unbedingt sind existenzbedrohende Risiken wie Tod, Krankheit, Berufsunfähigkeit und große Vermögensschäden abzusichern.
Anschließend sind Vermögen und Verbindlichkeiten aufzunehmen. Zum Vermögen zählen
Alle Finanzpositionen sind zum Netto-, Rückkaufs-, Kurs- oder Zeitwert einzubeziehen. Dazu gehören auch feste Renten- und Pensionszusagen sowie andere Vermögensanlagen und Gelder bzw. Güter aus dem eigenen Unternehmen. Alle Schulden, seien es Darlehens-, Leasing-, Bürgschafts- oder private Verbindlichkeiten, sind vom Eigentum abzusetzen. Damit ist der tatsächliche Besitz an Sach- und Geldwerten ermittelt. Bei Wertpapieren, Beteiligungen, Versicherungen und Sparanlagen ist die Fälligkeit der Beträge relevant, um eine Übersicht aufzustellen, wann welche Gelder zur Verfügung stehen. Aufgrund der individuellen finanziellen Ausgangslage kann die Entscheidung über das Investment bzw. die Anlageform oder die Anlagestrategie erarbeitet werden.
Durch das Abarbeiten der Fragen ist es privaten Anlegern möglich, eine eigene Anlagepolitik zu entwickeln, die von Nachhaltigkeit geprägt ist.
Eine herausragende Bedeutung unter den Fragestellungen nimmt die Frage nach den Anlagekriterien ein. Diese spiegeln sich im so genannten "Magischen Dreieck" der Vermögensanlage wider. Das sind Sicherheit, Rentabilität und Liquidität, die sich wechselseitig beeinflussen. Sicherheit
Unter der Sicherheit einer Investition versteht man, dass das eingesetzte Kapital mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten bleibt. Anleger müssen sich entscheiden, ob das Kapital lediglich bei Rückzahlung unvermindert sein soll oder auch während der gesamten Anlagedauer.
Die Rentabilität einer Investition bezieht sich auf das Verhältnis von Nutzen und Kapitaleinsatz. Sie wird vor allem von zwei Faktoren bestimmt: den erzielten Erträgen und der Wert-, Preis- oder Kursentwicklung der Anlage. Die Rendite weist aus, in welchem Verhältnis der Ertrag der Investition zum eingesetzten Kapital steht. Erträge können Zinsen, Dividenden, Miet- und Verkaufserlöse sein. Erhält der Investor am Ende mehr Geld zurück als er eingezahlt hat, könnte sich die Anlage für ihn bereits gelohnt haben. Sofern er jedoch höhere Renditevorstellungen hatte, weil er mehr Kapital braucht, geht die Rechnung nicht auf. Die Rentabilität einer Investition wird also nicht nur unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass ein Gewinn erzielt wird, sondern ob der Gewinn auch zur Realisierung der Ziele des Investors führt.
Von den drei Anlagekriterien wird die Verfügbarkeit (auch: Liquidität) des Kapitals oft unterschätzt. In welcher Zeit kann das Kapital wieder zu Geld gemacht werden? Kommt es zu außerplanmäßigen finanziellen Ausgaben oder zur Änderung der Lebensumstände und der Investor braucht dringend Geld, kann das zu einem großen Problem führen. Falls die schnelle Verfügbarkeit einer Geldanlage nur zulasten ihrer Rendite geht, haben Anleger zwar zusätzliche Kosten zu tragen, sind aber wieder flexibel. Schlimmer trifft es Privatanleger, bei denen die Liquidität der Investition die Sicherheit der Anlage gefährdet. Das mussten beispielsweise Käufer offener Immobilienfonds erfahren, die in den letzten Jahren an ihr Geld gar nicht oder nur mit hohen Verlusten herankamen.
Auch wenn viele Investoren sich das wünschen, alle drei Kriterien auf einmal erfüllt keine Geldanlage. Es ist ausgeschlossen, eine sichere Vermögensanlage zu finden, die höchste Renditen abwirft und ständig liquide ist. Das gilt selbst dann, wenn Berater und Experten dies versprechen. Die Anlagekriterien sind voneinander abhängig und haben unterschiedliche Auswirkungen aufeinander.
Es sind immer nur zwei Kriterien annähernd miteinander vereinbar. Hohe Sicherheit und größtmögliche Rendite jedoch schließen sich gegenseitig aus. Je höher die Sicherheit der Anlage, desto geringer sind in der Regel die Renditechancen. Und je höher die Renditechancen der Investition, desto weniger sicher ist die Rückzahlung des angelegten Betrages. Wer eine sichere Geldanlage möchte, muss Abstriche bei Rendite oder Liquidität machen. Wird tägliche Verfügbarkeit gewünscht, ist vor allem die Rendite nicht maximal. Eine langfristig gebundene Anlage weist meist keine hohe Sicherheit auf. Jeder Investor muss deshalb entscheiden, welches der drei Kriterien ihm am wichtigsten ist und seine Finanzprodukte danach gewichten. Wer diese Zusammenhänge ignoriert, gefährdet bereits in der Entscheidungsphase des Investmentprozesses die Rückzahlung seines Kapitaleinsatzes. Weitere Anlagekriterien können ethische, soziale und ökologische Aspekte oder steuerliche Vorteile sein. Man unterschiedet auch zwischen Positivkriterien und Negativkriterien.
Zum Schluss sollten Anleger festlegen, welche Finanzinstrumente sich für ihren Verwendungszweck eignen. Aus den Antworten muss abgeleitet werden, wie breit das Vermögen zu streuen ist. Durch diversifizierte Finanzanlagen wird sichergestellt, dass das Gesamtvermögen zu unterschiedlichen Zeiten den Anlagekriterien Sicherheit und Verfügbarkeit gerecht wird. Darüber hinaus kann die Rendite der Investments mit einer durchdachten Anlagestrategie und Portfoliozusammensetzung optimiert werden. Wer sich an Anlagegrundsätze, wie die optimale Diversifikation, hält, kann nicht viel falsch machen.Diese beinhalten, dass liquide Anlagen den Grundstock des Vermögens bilden sowie für fest eingeplante Ausgaben und Vorsorge nur sichere Anlagen in Betracht kommen. Das Kapital, das übrig ist und erst nach Jahren benötigt wird, kann in risikoreichere Anlagen mit höheren Renditeaussichten investiert werden.