Der Mann im Regen, unter dessen Regenschirm sich Goldmünzen türmen, symbolisiert die Herausforderungen und Chancen im Investmentprozess. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die Rücklagen effektiv anzulegen.
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von
Daniel Erning

Entscheidungen im Investmentprozess

Wer Geld anlegen möchte, braucht nicht nur Geld. Es gibt unzählige Möglichkeiten, seine Rücklagen gewinnbringend zu investieren.

Viele möchten mit ihrem Investment eine hohe Rendite erzielen. Aber wie schafft man das? Der Ruf der Finanzbranche hat seit der letzten großen Finanzkrise erheblich gelitten. Das Vertrauen in Finanzberatung, speziell Bankberatung, nimmt weiter ab. So belegte die aktuellste Studie zu diesem Thema, dass nur 38 Prozent der Befragten ihrer Bank eine kompetente, von Interessenkonflikten freie Beratung zutrauen. "Fast zwei Drittel der Bevölkerung (62 Prozent) sind der Ansicht, dass Beratung von Banken zum Thema Geldanlage nicht kompetent und im Sinne des Kunden durchgeführt wird. Das ist ein Ergebnis der deutschlandweiten Studie "Money & Web 2015?, für die die GfK Marktforschung im Auftrag der Social Tranig Plattform Wikifolio.com rund 2.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren befragt hat." (Studie: Geringes Vertrauen in Bankberatung, 09.04.2015).

Demnach gehören knapp 20 Prozent aller Befragten zu der wachsenden Gruppe der so genannten Selbstentscheider. Dabei handelt es vor allem um jüngere, männliche Internetnutzer. Diese legen im Internet nicht nur Geld an, sondern informieren sich auch über Beratungstools zum Thema Kapitalanlage.

Der Entscheidungsprozess für Investments gliedert sich in zwei Phasen. Zunächst müssen Informationen eingeholt und sortiert werden, um sich danach für einen Vertrag mit der entsprechenden Transaktion zu entscheiden. Dazu gehört die Selbstanalyse des Anlegers, was er mit dem Investment erreichen, welche Risiken er dafür eingehen möchte und wo seine Prioritäten liegen: bei Sicherheit, Liquidität oder Rendite. Der Investor hat viele Möglichkeiten, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Das Spektrum der Finanzprodukte ist so groß und unübersichtlich, dass die Auswahl von vornherein schwer fällt. Der Anleger muss entscheiden, wann er in welche und wie viele Finanzinstrumente investieren will. Er kann dabei vollkommen autonom urteilen, sich bei der Entscheidung in begrenztem Umfang helfen lassen oder diese komplett auf fremde Schultern verlagern.

Folgende Wege stehen ihm offen:

Bankberatung

Bankberatung muss nicht per se schlecht sein, sofern der Kunde individuell behandelt, ausführlich nach seinen Wünschen und Zielen befragt wird und passende, kostengünstige Finanzprodukte empfohlen bekommt. Verschiedene Hürden stehen dem jedoch entgegen. Viele Bankkunden verfügen über einen persönlichen Berater. Dieser betreut den Anleger in (fast) allen Geschäftsangelegenheiten. Der Bankberater empfiehlt entweder ein hauseigenes Finanzprodukt, eines von einer Verbund- oder Konzerntochter oder in wenigen Fällen das Produkt eines fremden Anbieters. Die Entwickler und Emittenten dieser Produkte zahlen der Bank für den Verkauf ihres Papiers unterschiedlich bezeichnete Vertriebsvergütungen.

Banken sind wirtschaftliche Einheiten, die nach Gewinnmaximierung für ihre Anteilseigner streben. Und nicht nur das Geldinstitut als Ganzes ist ein Profit-Center, auch die Filiale bis hin zum einzelnen Berater wird am Nutzen für die Bank gemessen. Die Produkte, die der Bank den meisten Profit bringen, müssen nicht die sein, die sich für den Anleger eignen. Bankberater sind Angestellte eines großen Konzerns, eines öffentlich-rechtlichen oder genossenschaftlichen Instituts oder einer kleinen Privatbank. Sie handeln auf Weisung ihres Arbeitgebers, denn sie beziehen von diesem ein Festgehalt. Es gibt auch Berater, die zwar nach außen hin zu einer Bank gehören, aber als Selbständige für diese tätig sind. Diese Berater erhalten nur ein geringes Fixgehalt und müssen mit Provisionen ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Kosteneinsparung in Banken heißt, dass immer weniger Bankberater immer mehr Kunden auf der Basis standardisierter Entscheidungshilfen betreuen. Mehr Finanzprodukte zu verkaufen, bedeutet, weniger Zeit für den einzelnen Kunden zu haben. Wird die Informationsphase des Beratungsgespräches zugunsten der Verkaufsphase verkürzt, kann das negative Auswirkungen auf das Ergebnis der Geldanlage haben.

Die Bank übernimmt keinerlei Haftung für ihre Anlagevorschläge. Eine Falschberatung muss derjenige, der beraten wurde, beweisen. Anlageberatungsprotokolle sind dabei wenig hilfreich. Das sollte jeder Kunde wissen, bevor er zum Kreditinstitut geht. Er sollte sich gezielt vorbereiten und die Vorschläge des Bankberaters hinterfragen, sich verständlich begründen lassen, warum dieses Finanzinstrument empfohlen wurde. Außerdem ist ein Vergleich zwischen Beratungen verschiedener Bankengruppen anzuraten. Angebracht kann eine Bankberatung im Einlagenbereich und für Wertpapiere sein. Wer jahrelang ein zufrieden stellendes, stabiles Vertrauensverhältnis zu einem Bankberater aufgebaut hat, muss diesen nicht unbedingt wechseln. Er sollte ihm ein kritischer und offener Partner bleiben und gelegentlich Konkurrenzangebote einholen.

Finanzanlagenvermittlung

Finanzanlagenvermittler sind entweder Teil eines großen Strukturvertriebes, bilden Vertriebskooperationen oder sind selbständig tätig. Sie leben ausschließlich vom Provisionsgeschäft. Verdienen können Vermittler genau wie Banken nur etwas, wenn Kunden bei ihnen einen Vertrag abschließen.

Im Gegensatz zum Bankberater ist die Qualifikation des Vermittlers manchmal nicht eindeutig erkennbar, obwohl die Anforderungen an Finanzvermittler in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Für die Beratung und Vermittlung von Finanzanlagen benötigen sie eine gewerberechtliche Erlaubnis durch die IHK. Sie müssen ins Vermittler-Register eingetragen sein, persönliche Zuverlässigkeit und Sachkunde nachweisen sowie über eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung oder ein Haftungsdach verfügen. Diese Instrumente stehen unter Umständen für den Ausgleich eines Schadens durch Falschberatung ein. Finanzanlagenvermittler dürfen offene Investmentfonds, geschlossene Investmentvermögen und Vermögensanlagen wie Nachrangdarlehen und Genussrechte verkaufen.

Der Finanzanlagenvermittler ist ein reiner Verkäufer fremder Investmentprodukte und eignet sich deshalb nur für Kunden, die sich dessen bewusst sind. Oft bieten Vermittler Produkte mit außergewöhnlichen Renditechancen an. Außerordentliche Chancen ziehen jedoch hohe Risiken nach sich. Bevorzugt werden sollten Vermittler, die einen hinreichenden Marktüberblick haben und ihre Angebote aus einer großen Gruppe verschiedenartiger Finanzanbieter wählen können. Zu meiden sind die Vermittler, die sich zum Vertrieb nur an ein oder wenige Finanzunternehmen gebunden haben.

Honorarberatung

Die Honorarberatung ist der jüngste Zweig der Finanzberatung, er ist erst seit 2014 gesetzlich geregelt. Es gibt zwei Berufsbilder: den Honorar-Anlageberater und den Honorar-Finanzanlagenberater. Der Unterschied liegt in den Finanzinstrumenten, zu denen er beraten darf. Der Honorar-Finanzanlagenberater muss sich auf dieselben Produkte beschränken wie der Finanzanlagenvermittler, während sich der Honorar-Anlageberater den höheren Anforderungen nach dem Kreditwesengesetz (KWG) stellen muss. Er darf zu allen Finanzinstrumenten, also auch Aktien, Anleihen (z.B. Staatsanleihen) und Derivaten, Ratschläge geben. Dafür benötigt er eine staatliche Zulassung durch die BaFin und wird in das BaFin-Register eingetragen.

Honorarberater sind meist selbständig, ein kleiner Teil der Banken bietet innerhalb ihrer Strukturen auch Beratung gegen Honorar an. Die Finanzberatung für Honorare konnte sich bis jetzt in Deutschland nicht durchsetzen, was der jahrelangen Gewöhnung an das Provisionsmodell, der offensichtlichen Vergütung des Honorarberaters und den unübersichtlichen gesetzlichen Bestimmungen geschuldet ist. Der Klient soll der einzige sein, der den Honorarberater bezahlt, damit dieser vollständig in seinem Interesse handelt. Die Honorare, die Klienten zu zahlen bereit sind, sind jedoch nicht kostendeckend für die selbständigen Berater.

Derzeit haben sich unterschiedliche Formen der Honorierung herausgebildet: die Bezahlung nach Stundensätzen, eine Pauschalvergütung, das Honorar gestaffelt nach Anlagevolumen oder eine Erfolgsbeteiligung. Sollte ein Honorarberater im Ausnahmefall Provisionen vom Finanzanbieter erhalten, muss er diese an den Anleger weiterleiten. Erst, wenn Honorarberater keine Finanzprodukte verkaufen, haben sie die notwendige Unabhängigkeit und Neutralität, dazu wären klare Regelungen und Abgrenzungen zu anderen Vergütungsmodellen erforderlich. Honorarberatung eignet sich speziell für Investoren mit hohen Anlagevolumina, komplexer Finanzplanung oder Vorsorgekonzepten, weil dort die Einsparpotenziale besonders groß sind. Klienten sollten es sich vom Honorarberater schriftlich bestätigen lassen, dass er zusätzlich zu seinem Honorar keine anbieterabhängigen Vergütungen kassiert.

Vermögensverwaltung

Vermögensverwaltung heißt für den Kapitalanleger, die Entscheidung für alle Investments gänzlich abzugeben. Er erteilt dem Vermögensverwalter eine meist unbeschränkte Vollmacht, mit Finanzinstrumenten eine seinen festgelegten Risiken angemessene Rendite zu erzielen. Über die Ergebnisse der Investmententscheidungen erhält der Mandant ein regelmäßiges Reporting. Die Zulassung und Beaufsichtigung durch die BaFin ist allerdings kein Qualitätskriterium für Vermögensverwalter, sondern Pflicht.

Vermögensverwaltung wird durch Banken sowie selbständige Einzel- oder Gemeinschaftsverwalter angeboten. Der private Vermögensverwalter ist bankenunabhängig, das heißt, in seiner Einschätzung frei von Vorgaben einer Bank. Manche Verwalter legen eigene Fonds auf oder setzen nur bestimmte Finanzprodukte zur Geldanlage ein. Dabei ist der Vermögensverwalter verpflichtet, seinem Mandanten Rückvergütungen (Kickbacks) aus der Finanzbranche zu erstatten.

Für eine individuelle Vermögensverwaltung sind recht hohe Mindestanlagesummen über 500.000 Euro Voraussetzung. Somit ist nur eine vermögende Klientel in der Lage, diese zu nutzen. Blindes Vertrauen zum Verwalter sollte niemand haben, schlechte Resultate sind in der Vermögensverwaltung gut zu verbergen. Die Vermögensverwaltungsbranche ermöglicht durch ihre Individualität und Verschwiegenheit kaum Vergleiche zur erreichten Performance. Eine Vermögensverwaltung ist für wohlhabende Kapitalanleger geeignet, die auf seriöse, sehr persönliche Betreuung Wert legen. Gerade in diesem Bereich muss die Chemie zwischen Mandanten und Verwalter stimmen. Neben Grundgebühren fallen entweder vom Vermögen abhängige Entgelte und eine Gewinnbeteiligung oder Pauschalhonorare an. Für Verluste haftet allerdings kein Vermögensverwalter, zumindest die Wahl des richtigen, persönlich passenden Verwalters bleibt dem Investor nicht erspart.

Investmentfonds

Investmentfonds sind eine Art der Vermögensverwaltung, jedoch keine individuelle. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft, die den Fonds auflegt, ist verantwortlich für die Verwaltung des Gemeinschaftsvermögens als Sondervermögen. Fondsmanager treffen eigenständig Entscheidungen darüber, welche Wertpapiere oder Sachwerte für den Fonds gekauft werden sollen. Eine separate Depotbank verwahrt die Anteile der Fondsanleger. Die Anlegergelder werden nach Anlageschwerpunkten, Vermögensgegenständen, Regionen und Branchen, Ertragszielen und Befristung differenziert verwaltet.

Der Anleger trifft zu Beginn allein oder durch Beratung die Entscheidung, in offene oder geschlossene Investmentfonds oder passive Indexfonds zu investieren. Hilfreich sind dabei Einstufungen großer Ratingagenturen und die Performance, die die Fondsmanager in den letzten Jahren erzielten. Von guten Wertentwicklungen der Vergangenheit kann der Sparer allerdings nicht zwingend auf die Ergebnisse der Zukunft schließen. Fonds sind eine sichere Anlage für Einmalzahlungen und regelmäßige Sparraten und vor allem für Kleinanleger geeignet. Weil Gewinne und Kosten der aktiv gemanagten Fonds oft in ungünstigem Verhältnis stehen, wachsen auf der Basis eigener oder automatisierter Entscheidungen die Investitionssummen in Indexfonds überproportional.

Robo Advisers

Robo Advisers sind ein neuer Trend in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung, der aus den USA kommt. Die Anlageentscheidungen erfolgen nur noch online, quasi durch "Anlageroboter". Wo sonst Berater oder Verwalter die Fragen zu Zielen, Risikobereitschaft und Erfahrungen stellen, haben Softwareentwickler diese Prioritäten zusammengefasst und in standardisierte Antworten übersetzt. Am Ende hält das Anlage-Tool eine fertige Anlagestrategie bereit. Die Anlageportfolios werden ausschließlich mit ETF versehen. Die Privatanleger genießen die Vorteile niedriger Kosten und weniger Umschichtungen durch börsengehandelte Indexfonds. Diese wirken sich unmittelbar positiv auf ihre Rendite aus. Nur einmal im Jahr wird eine Anpassung der Investitionsquoten in die Anlageklassen auf den ursprünglichen Stand vorgenommen. Vom Anbieter werden dafür pauschale Servicegebühren erhoben.

Die Robo Advisers beginnen erst, sich in Deutschland zu etablieren. Es gibt keine Mindestanlagesummen, so dass Robo Advisers für alle internetaffinen Anleger geeignet sind. Sie können auch mobil auf ihr Depot und die Anlagestrategien zugreifen. Diese zeitsparende Art und Weise der Geldanlage umfasst ebenso Sparpläne. Die Nachteile der digitalen Anlageberater sollte niemand übersehen, individuelle Besonderheiten können bei den normierten Fragen und Antworten nicht berücksichtigt werden. Man kann sich seine Depotbank, den Broker und den Börsenplatz nicht selbst wählen. Für die Zuordnung der ETF´s stehen nur wenige Fonds als Bausteine und meist nur drei Risikoeinstufungen zur Verfügung, die die Fonds prozentual unterschiedlich gewichten. Im Netz gibt es noch weitere Angebote, die dem Anleger die Entscheidung abnehmen, zum Beispiel Social Trading. Dort können auf Plattformen Depots und Transaktionen von Experten und solchen, die es gern sein möchten, nachvollzogen werden.

Selbstentscheider

Ohne eigene Gedanken funktioniert keine Geldanlage. Die Motive für die Selbstberatung können sehr unterschiedlich sein, sie reichen von schlechten Erfahrungen über Neugier bis zum Wunsch, Chancen besser auszunutzen. Der Selbstentscheider hat den Vorteil, über den Erfolg seiner Investitionen zum Großteil selber entscheiden zu können. Er sammelt und beurteilt nicht nur seine Informationen, sondern entscheidet auch, wo seine Transaktionen abgewickelt werden sollen. Er kann sich die besten und preiswertesten Finanzinstrumente, Direktbanken und Broker aussuchen. Selbstentscheider sind nicht abhängig von der persönlich und geschäftlich definierten Sichtweise eines Finanzberaters, sie können sogar eigene Anlagestrategien entwickeln. Ihr persönlicher Zeit- und Erfahrungshorizont bildet den Entscheidungsrahmen.

Selbstentscheider agieren nicht nur aktiv, sie sind selbstbewusst und kennen sich aus. Sie treffen online selbstbestimmt Anlageentscheidungen. Selbst zu entscheiden ist nicht einfach, es setzt ein realistisches Selbstbild, die Wahrnehmung der Verantwortung für das eigene Geld und einen umfangreichen Lernprozess voraus. Dieser schließt mögliche Verluste und deren Folgen ein, für die niemand anderes verantwortlich zu machen ist. Der Lohn dafür sind gut strukturierte persönliche Finanzen.

Ohne Eigenverantwortung des Investors geht es nicht, ob mit oder ohne Fremdberatung. Fehlberatungen und hohe Verluste einzig und allein der Finanzbranche anzulasten, greift zu kurz. Jeder haftet selber für seine Investmententscheidungen und für das, was er mit seinem Geld daraus macht. Ohne Grundkenntnisse über die Funktionsweise von Finanzinstrumenten und Erfahrungen mit Geldanlagen wird der Investor seine Ziele nicht erreichen. Der Kapitalanleger muss nicht das allerletzte Detail verstehen und jeden Begriff kennen. Aber er sollte zuverlässig einschätzen können, welche Auswirkungen Chancen und Risiken der Finanzprodukte auf sein Vermögen haben könnten.

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