Andreas Wende, COO bei NAI Apollo, spricht über die Transformation von einem traditionellen Immobilienunternehmen zu einer modernen Onlineplattform, unterstützt durch Chatbots, Apps und andere digitale Werkzeuge.
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Dagmar Hotze

Mit Chatbots, Apps & Co. vom Immobilienunternehmen zur Onlineplattform

Andreas Wende ist der Chief Operating Officer (COO) bei NAI Apollo.

Dagmar Hotze: Herr Wende, schaut man sich die kürzlich vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) veröffentlichte zweite Digitalisierungsstudie an, fällt auf, dass von allen (auf Seite 16) genannten Vorteilen, die Smart Real Estate-Ansätze bieten, die Entwicklung bzw. Erweiterung von Geschäftsmodellen als am wenigsten vielversprechend eingeschätzt wird. Dabei schlummern darin doch gerade enorme Potenziale. Ist sich die Branche der Transformation zur Plattformökonomie nicht hinreichend bewusst oder wie erklären Sie sich das?

Andreas Wende: Wir stehen aktuell noch ganz am Anfang des digitalen Wandels. Zahlreiche Unternehmen haben zwar bereits eine Digitalisierungsstrategie, aber die Umsetzung hinkt oft noch hinterher. Die meisten Befragten in der ZIA-Studie haben sich wahrscheinlich eher gefragt, wie Smart Real Estate-Ansätze ihr bestehendes Geschäftsmodell verbessern. Natürlich sind vor diesem Hintergrund Punkte wie Kostensenkung oder die Reduzierung des Ressourceneinsatzes ganz wesentliche Ziele. Schließlich kann man die auch bilanziell darstellen. Es ist aber immer anspruchsvoll, aus einem bestehenden Geschäftsmodell einen komplett anderen Ansatz durchzudenken. Hier steht unsere Branche noch ganz am Anfang und wir brauchen mehr Mut, neue Wege zu gehen, sowie das klare Bewusstsein jedes Einzelnen, wie sich der individuelle Bereich/Geschäftsmodell verändern kann.

Dagmar Hotze: Der Büroimmobilienmarkt beispielsweise brummt in Metropolen. Allerorts suchen Unternehmen händeringend nach Flächen. Eigentlich ein hervorragender Zeitpunkt, um ein "Airbnb für Büros" zu starten. Hätten Sie nicht Lust?

Andreas Wende: Die Mietvertragslaufzeiten auf dem Büromarkt werden derzeit kürzer. Das hat neben der Digitalisierung aber zum Teil regulatorische Gründe. Meiner Einschätzung nach lässt sich in Deutschland mit der Kurzzeitvermietung von großen Büroflächen noch kein hoher Umsatz generieren. Etwas anderes ist es bei kleinteiligen Vermietungen. Coworking-Spaces erleben gerade eine dynamische Entwicklung in den deutschen Großstädten. Mehrere Akteure nationale und internationale Akteure sind in diesem Segment bereits aktiv. Lust immer in solchen Bereichen zu investieren bzw. selber aufzugreifen, hätte ich schon, denke aber dass man/ich dieses vor 2 -3 Jahren hätte machen müssen. Aktuell schaue ich übrigens nach Transaktionsprozess Lösungen/App.

Werden Flächenanbieter auch zu Datenanbietern?

Dagmar Hotze: Wie verhält es sich mit zusätzlichen Services, zum Beispiel rund ums Wohnen oder auch im Bürobereich, die medienbruchfrei online gebucht werden können? WeWork & Co. etwa lassen sich ihre Add-ons fürstlich bezahlen. Wann springen tradierte Flächenanbieter auf den lukrativen Zug?

**Andreas Wende: ** Die Idee dieser Konzepte ist nicht neu. Schon seit vielen Jahren wird im hochpreisigen Wohnen auf Concierge-Services gesetzt. Zum einen senken sie bestehende Leerstände durch die Kurzzeitvermietung, zum anderen steigern sie aber auch die Rentabilität des Investments durch zusätzliche Dienstleistungen. Einige Anbieter haben dieses Geschäftsfeld bereits für sich entdeckt. Interessant wird es dann, wenn die Nettomiete durch die erhöhten Umsätze zusätzlicher Dienstleistungen für Nutzer gesenkt werden kann. Das macht Anmietungen interessant, steigert gleichzeitig die Attraktivität des Investments aufgrund der höheren Grundvermietung und stärkt die Wettbewerbsvoraussetzungen der Immobilie. Hier setze ich große Hoffnungen auf Smart Data.

Die große Frage ist: Wann wird ein Flächenvermieter auch zum Datenanbieter für externe Dienstleister?

Dagmar Hotze: Oder nehmen wir den Trend, mobil zu leben und zu arbeiten. Diese Entwicklung steht unmittelbar im Zusammenhang mit der Immobiliennutzung. Welche digitalen Lösungen könnten hier den Menschen das Leben erleichtern?

Andreas Wende: Generell lässt sich sagen, dass wir im Privaten bereits weitaus digitaler unterwegs sind als im Beruflichen. Für uns ist es vollkommen normal, mit Freunden und Familie online zu kommunizieren. Wir bestücken unsere Wohnungen mit Smart Home-Technologie und lassen sämtliche Geräte miteinander kommunizieren. In Büros sieht man das noch sehr selten.

Die Büroflächen der Zukunft brauchen digitale Schnittstellen und die Technologie für ein barrierefreies mobiles Arbeiten.

Die zunehmende Digitalisierung von Wohn- und Büroflächen ermöglicht auch eine immer dynamischere Nutzung von Flächen und Räumen: Wer dauernd mobil unterwegs ist oder die Möglichkeiten hat, von Zuhause zu arbeiten, braucht keinen festen Räumlichkeiten mehr. Damit verbunden ist dann auch gleich die einfache Verfügbarkeit von Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, wie Kleiderreinigung oder Verpflegung.

Transaktionen per Knopfdruck sind die Zukunft

Dagmar Hotze: Oder nehmen wir die Blockchain-Technologie, durch die etliche Schritte innerhalb eines Transaktionsprozesses zukünftig entfallen werden. Sehen Sie hier bereits Vorreiter, die an einer derartigen Lösung arbeiten?

Andreas Wende: Der Transaktionsprozess, insbesondere die mitunter sehr langwierigen Machbarkeitsprüfungen beim An- und Verkauf, können durch die Blockchain erheblich erleichtert werden. Wer jetzt noch nicht daran arbeitet, ist spät dran und sollte nachsitzen.

Transaktion per Knopfdruck, das ist die Zukunft.

In der Immobilienwirtschaft geht die Idee der Blockchain-Technologie aber viel weiter. Ziel muss es sein, sämtliche Immobiliendaten wie Rohstoff- und Ressourcenverbrauch und geleistete Zahlungen transparent abzubilden. Wenn uns das gelingt, kann uns die Blockchain zeigen, welche Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen, wo es Steigerungspotenziale beim Flächenverbrauch gibt oder Modernisierungen sinnvoll sind.

Als Berater müssen wir uns natürlich die Frage stellen, wie wir in Zukunft arbeiten werden. Das bedeutet, dass wir unser eigenes Geschäftsmodell durchaus kritisch betrachten müssen. Natürlich bleibt die Käuferansprache ein wichtiges Thema. Da dürfen wir aber nicht analoger sein als unsere Auftraggeber.

Dagmar Hotze: Herr Wende, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

Zur Person:

Andreas Wende (RICS) hat im August 2017 die Position des Chief Operating Officer (COO) bei NAI Apollo übernommen und wurde Gesellschafter des inhabergeführten Unternehmens.

Von 2013 bis 2016 war Andreas Wende als COO und Head of Investment von Savills in Deutschland tätig. Hier war er maßgeblich an der erfolgreichen Weiterentwicklung des Investmentbereiches beteiligt. Zuvor arbeitete er vier Jahre lang als Regional Director EMEA für JLL. Dort leitete er das Gebiet Norddeutschland und bundesweit den Bereich Landlord Representation. Darüber hinaus war er Mitglied im Business Board der JLL. Weitere zentrale berufliche Stationen absolvierte Andreas Wende bei Strabag PFS – seinerzeit DeTelmmobilien – und der Deutschen Telekom, wo er von 1996 bis 2001 als kaufmännischer Leiter Nord tätig war.

Aktuell engagiert sich Andreas Wende ehrenamtlich als Vorsitzender des Büroimmobilienausschusses des Branchenverbandes ZIA. Darüber hinaus ist Andreas Wende Gründer und CEO der Arena Gruppe. Das Unternehmen beteiligt sich an digitalen Startups aus der europäischen Proptech-Szene sowie an Unternehmen in der Wohninvestment-Beratung und in den Bereichen Landlord Services in B-, C- und D-Städten.

Interview: Dagmar Hotze, Hamburg

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